Wie handeln Sie Optionen?

Der Handel mit Optionen bietet Tradern eine Großzahl von Vorteilen. Ob Sie nun auf unterschiedlichen Märkten spekulieren, auf eine Absicherung gegen bestehende Positionen abzielen oder auch einfach nur eine Tradingentscheidung herauszögern möchten, um sicherzugehen, dass sie richtig ist – verinnerlichen Sie auf jeden Fall das nachfolgende Wissen, bevor Sie sich gänzlich in den Trubel des Optionshandels stürzen.

Was beeinflusst den Preis von Optionen?

Faktoren die den Preis einer Option beeinflussenDer Optionspreis bzw. die Prämie, welche der künftige Besitzer dem Verkäufer bezahlt, ist von diversen Faktoren abhängig und kann sich im Verlauf der Zeit natürlich ändern. Zu den drei wesentlichsten Einflussfaktoren gehören das Niveau des zugrundliegenden Marktes in Relation zum Basispreis, die verbleibende Zeit zum Ablaufdatum der Option wie auch die Volatilität des zugrundliegenden Marktes.

Grundsätzlich funktionieren diese drei Faktoren nach demselben Prinzip: Steigt eine Option über ihren Basispreis (Call) oder geht sie unter ihren Basispreis (Put), desto höher fällt die Prämie aus. Dennoch lohnt es sich einen näheren Blick auf die einzelnen Einflussfaktoren zu werfen.

Faktor 1: Niveau des zugrundliegenden Marktes

Je näher der zugrundeliegende Markt am Basispreis einer Option liegt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit den Basispreis zu treffen und dann auch weiter zu steigen. Eine Option auf das Währungspaar EUR-USD, deren Ausübungspreis 50 Punkte vom aktuellen Niveau des Marktes entfernt ist, wird höchstwahrscheinlich weniger profitabel sein. Eine niedrigere Prämie wird hingegen die Option haben, deren Ausübungspreis nur 15 Punkte vom aktuellen Marktniveau entfernt ist.

Faktor 2: Optionslaufzeit

Je mehr Zeit bis zum Ablauf der Laufzeit einer Option verbleibt, desto mehr Zeit steht dem zugrundeliegenden Markt zur Verfügung um den Basispreis zu treffen. Wenn Sie also zwei Optionen mit demselben zugrundeliegenden Markt sowie den gleichen Ausübungspreisen haben, sollte die Option einen größeren Aufschlag erhalten, die eine längere Laufzeit hat.

Faktor 3: Volatilität des Marktes

Das Erreichen des Ausübungspreises ist umso wahrscheinlicher, je volatiler der der Option zugrundliegende Markt ist. Erlebt Letzterer also einen unerwarteten Auftrieb seiner Volatilität, dann gleichen sich prinzipiell die Optionen diesem aufstrebenden Trend an und ihr Aufschlag erhöht sich.

Seien Sie sich der “Greeks” bewusst

Risiken IconAls Greeks werden die Risiken bezeichnet, die für den Optionshandel spezifisch sind. Das Verständnis davon, warum sich Preise von Optionen bewegen, ist deshalb der erste solide Schritt in Richtung eines profitablen Tradings. Doch um diesen Markt tatsächlich zu meistern, müssen auch die Greeks verstanden werden – erst dann nämlich, wenn jedes Risiko nachvollzogen werden kann, ist es möglich Maßnahmen zu ergreifen, die dieses reduzieren. Wir möchten Ihnen nun die vier Risikokategorien genauer vorstellen.

Delta

Delta nimmt Bezug auf die Wertveränderung der Option im Verhältnis zur Kursbewegung des Basiswerts. Standardmäßig geht man bei einer Preisveränderung des Basiswerts von einem Ansteigen oder Absinken des Preises um eine Geldeinheit, beispielsweise 1€, aus. Ein Anleger, der darauf setzt, dass der Aktienkurs steigen wird, könnte eine Call-Option anstelle einer Aktie erwerben. Ist die Aktie dann um 1€ gestiegen, hat generell auch die Call-Option an Wert dazugewonnen. In den meisten Fällen steigt jedoch der Optionspreis um einen abweichenden Betrag, nicht aber exakt um 1€. Das Delta zeigt also die tatsächliche Stärke des Anstiegs in Relation zur Aktie an.

Als Dezimalzahl angegeben, kann das Delta ausschließlich einen Wert zwischen 0 und 1 annehmen. Hat eine Option zum Beispiel ein Delta von 0,60, dann ändert sich der Optionspreis bei einer Wertveränderung der Aktie um 1€ um 0,60€. Da Call-Optionen positiv mit dem Preis des Basiswerts korrelieren – steigt der Preis des Basiswerts, steigt ebenso der Wert der Call-Option –, ist das Delta von Call-Optionen stets positiv. Für Put-Optionen gilt hingegen das Gegenteil. Da hier eine negative Korrelation zum Preis des Basiswerts vorliegt, findet man bei Put-Optionen ein negatives Delta wider.

Gamma

Ändert sich der Kurs des Basiswerts einer Option, dann bewegt sich eine Option entweder weiter aus dem Geld oder tiefer ins Geld. Infolgedessen verändert sich auch das Delta. Mit dem Gamma wird ebendiese Veränderungsrate des Delta bzw. die Veränderung des Deltas bei einer Preisveränderung des Basiswertes um eine Einheit gemessen. Die größten Gammawerte findet man bei Optionen am Geld, da sich hier die Preisänderungen des Basiswerts am stärksten auf das Delta auswirken.

Theta

Ein weiterer Options-Grieche, der eine signifikante Rolle für Optionsanleger spielt, ist das Theta. Das Theta nimmt Bezug auf den Zeitwert von Optionen. Wie wir bereits wissen, sichert sich der Optionsanleger mit dem Kauf einer Option das Recht, am oder bis zum Ablaufdatum der Option, Wertpapiere oder Aktien zu erwerben oder zu veräußern. Wird beispielsweise eine aus dem Geld befindliche Call-Option erworben, dann setzt sich die bezahlte Prämie nur aus dem Zeitwert zusammen. Bei aus dem Geld liegenden Optionen beträgt der innere Wert immer Null. Hat die Option an ihrem Verfallstag keinen inneren Wert, wird sie nicht ausgeübt und verfällt. Ab dem Moment, da die Option gekauft wird, beginnt ihr Zeitwert zu verfallen. Vorerst geschieht dieser Prozess relativ langsam, beschleunigt sich dann aber zum Verfallsdatum hin. Das Theta gibt also an, in welchem Ausmaß der Optionspreis sinkt, wenn sich die restliche Laufzeit um einen Tag verkürzt hat.

Vega

Weil die Optionspreise auch von den erwarteten Kursschwankungen des Basiswerts abhängig sind, spielt die Volatilität eine maßgebliche Rolle. Sie stellt ja auch die zu erwartende Schwankungsbreite des Basiswertes bis zum Verfallsdatum dar, was für die Interpretation des Vega wesentlich ist.

Das Vega einer Option gibt also das Veränderungsausmaß des Optionspreises bei einer Veränderung der Volatilität an. Nimmt die Volatilität zum Beispiel ab, bewegt sich der Preis des Basiswertes nur wenig, weshalb die Optionen auf den Wert günstiger werden.

Nimmt die Volatilität hingegen zu, kommt es zu einer Zunahme der erwarteten Schwankungsbreite des Basiswertes und die Optionen werden kostspieliger. Das Vega richtet sich ebenfalls nach der Laufzeit einer Option sowie ihrem Ausübungspreis. Eine Option mit langer Laufzeit reagiert stärker auf Veränderungen der Volatilität als eine Option mit kurzer Laufzeit. Auch das Vega wird als Dezimalzahl ausgedrückt, welche auf die Veränderung der erwarteten (impliziten) Volatilität einer Option um einen Punkt Bezug nimmt.

Wählen Sie eine Handelsstrategie

Von Long Calls über Call Spreads bis hin zum Iron Butterfly, gibt es viele Strategien, die für die eigenen Handelsaktivitäten eingesetzt werden können. Wir stellen Ihnen im Nachfolgenden die populärsten Strategien vor:

Calls und Puts bei Long-Positionen

Calls und Puts bei Long-Positionen gehören zu den einfachsten Methoden des Handels mit Optionen. Sie bedeuten, dass Sie tatsächlich eine Option erwerben und so automatisch zu ihrem rechtmäßigen Besitzer werden. Einen Gewinn verschreiben Sie, wenn der zugrundeliegende Markt über (Call) oder unter (Put) den Basiswert zuzüglich Ihrer Prämie läuft. Die Kosten der Prämie machen hierbei den maximal möglichen Verlust des Trades aus.

Sie besitzen bereits eine Anlage und möchten sich vor kurzfristigen Verlusten schützen? Dann können Sie das ohne Weiteres über eine Long-Put-Option tun – eine Strategie, die “married put”genannt wird.

Calls und Puts bei Short-Positionen

In einem Short Call oder Short Put nehmen Sie die Verkäuferseite bzw. die Seite des Writers ein. Die gedeckte Kaufoption ist die simpelste dieser Optionen. Bei dieser verkaufen Sie nämlich eine Call-Option bzw. eine andere Anlage. Den Aufschlag können Sie dann als Gewinn verzeichnen, wenn der Preis Ihrer veräußerten Anlagen nicht höher als der Ausübungspreis ist. Das Schreiben von Call- bzw. Kaufoptionen ist auch dann möglich, wenn Sie die Anlage nicht besitzen. Dies bezeichnet man dann als ungedeckte bzw. nackte Kaufoption. Es muss jedoch an dieser Stelle vermerkt werden, dass diese Variante eine ziemlich riskante Strategie ist, da möglicherweise die vollen Kosten der Aktien bezahlt werden müssen, um sie danach mit Verlust an den Inhaber zu veräußern.

Straddle und Strangle

Doch Sie müssen sich nicht bloß darauf beschränken nur eine einzelne Option zu traden. Ein Straddle zum Beispiel, was aus dem Englischen übersetzt soviel wie “Grätsche” bedeutet, macht den gleichzeitigen Kauf oder Verkauf von Call- und Put-Optionen mit denselben Verfallsterminen und Ausübungspreisen möglich. Hierbei profitiert man von der Volatilität, und das unabhängig von der Auf- und Abbewegung des zugrundeliegenden Marktes. Ist hingegen keine Volatilität gegeben, ist der Aufschlag weg.

Eine vergleichbare Strategie ist ein Strangle (to strangle bedeutet “die Luft abschneiden”). In diesem Fall erwerben Sie einen Call mit um einen Tick höheren Ausübungspreis als beim entsprechenden Put. Um zu profitieren, benötigen Sie eine größere Kursbewegung, zahlen in der Regel jedoch weniger für die Handelseröffnung, da bei Illiquidität beide Optionen erworben werden.

Selbstverständlich kann auch die andere Seite von Straddles und Strangles verwendet werden, indem die Short-Positionen genutzt werden, um von flachen Märkten zu profitieren.

Spreads

Spreads stehen für den gleichzeitigen Kauf und Verkauf von Optionen. In einem Call Spread beispielsweise, kann eine Call-Option erworben werden während eine andere zu einem höheren Ausübungspreis verkauft wird. Die erzielte Differenz zwischen den beiden Ausübungspreisen macht Ihren maximalen Gewinn aus.

Der sog. Butterfly, bei welchem Put- bzw. Call-Optionen mit drei unterschiedlichen Ausübungspreisen bei festgesetzten Short- und Long-Positionen getradet werden können, ist weitaus komplexer. Gewinne können auf diese Weise dann erzielt werden, wenn kein übermäßiges Risiko besteht und die Volatilität gering ist. Man unterscheidet drei verschiedene Arten einer Schmetterlings-Strategie: Condor, Iron Butterfly sowie IronCondor.

Wählen Sie aus, wie Sie traden möchten

Es gibt zwei Wege, wie Sie Optionen erwerben und veräußern können.

Options-Handel mit einem Broker

Gelistete Optionen tradet man, gleich wie Aktien, an registrierten Börsen. Und genauso wie bei Aktien, müssen auch hier spezielle Bedingungen erfüllt sein, um Optionen direkt an einer Börse kaufen und verkaufen zu können. Deshalb wenden sich diesbezüglich die meisten Einzelhändler an einen Broker und tun dies über ihn.

Wenn Sie sich entscheiden mit einem Options-Broker zu traden, traden Sie auf der Plattform des Brokers und führen die Order an der tatsächlichen Börse durch. Es ist üblich, dass für jeden Trade eine Kommission berechnet wird.

Options-Handel über CFDs

Handeln Sie Optionen über CFDs, dann haben Sie nur die Möglichkeit die CFDs des zugrundliegenden Marktes zu traden, nicht aber den Markt selbst. CFDs replizieren stets den Kurs des zugrundliegenden Marktes, womit Sie denselben Gewinn oder Verlust erzielen wie beim Handeln mit einem Broker, natürlich abzüglich der Kosten für die Positionseröffnung. Hierfür benötigen Sie ein Konto bei einem gehebelten Handelsanbieter.

Eröffnen Sie ein Konto

Um mit Optionspreisen handeln zu können, muss vorerst ein Konto eröffnet werden. Dieses ist in der Regel kostenlos, rasch angelegt und mit keinerlei Einzahlungs- oder Handelspflicht verbunden.

Im nächsten Schritt müssen Sie Geld auf Ihr Kundenkonto einzahlen, bevor Sie den ersten Trade platzieren können. Wer zuerst seine Strategien für den Optionshandel ohne Risiko austesten möchte, kann dies über ein Demokonto mit virtuellem Geld tun.

Ein Optionen-Beispiel zum Verständnis:

Angenommen, der aktuelle Kurs einer Google-Aktie beträgt € 500,–. Sie denken, dass der Wert der Google-Aktie bis Dezember steigen wird. Sie beauftragen einen Broker mit dem Kauf einer Kaufoption:

Vermögenswert: Google Aktie
Ausübungspreis: € 520,–
Verfallsdatum: 18. Dezember 2016
Preis der Kaufoption (Prämie für den Verkäufer): € 32,–/Aktie.

Sie erhalten zum Preis von € 32,–/Aktie das Recht auf den Kauf von Google-Aktien zu je € 520,–. In der Regel wird ein Optionskontrakt über 100 Aktien abgeschlossen. Sie bezahlen also 100 x € 32,–, in Summe € 3.200,–. Jetzt gibt es zwei Szenarien:

Der Kurs fällt oder bleibt gleich – die Option verfällt: Der Kurs fällt auf  € 480,–. Im Vergleich zum Kaufpreis von € 520,– ist der aktuelle Wert viel niedriger. Sie werden Ihre Kaufoption, also das Recht die Aktie um € 520,– zu kaufen, nicht ausüben. Sie verlieren € 3.200,–.

Der Kurs steigt – Sie üben die Option aus: Wenn der Kurs zum Beispiel auf € 600,– je Aktie steigt, werden Sie die Option ausüben. Sie haben das Recht, die Aktie um € 520,– zu kaufen, obwohl Sie an der Börse mehr Wert ist. Das heißt, Sie erhalten die Aktie um € 80,–/Aktie billiger. So zahlen Sie € 52.000,– und sparen sich in Summe € 8.000,–.

Anschließend verkaufen Sie die Aktie wieder an der Börse zum aktuellen Preis. Sie erhalten somit € 60.000,–. Ziehen Sie die Investitionskosten der Kaufoption von € 3.200,– ab, erhalten Sie einen Reingewinn von € 4.800,–.